Gemischte Gefühle vor Ägyptenbesuch im März 2018
Vom 19. bis 24.3 besuchte ich Ägypten, um mich über den Zustand unseres Projektes zu informieren. Dieses Mal hatte ich während meiner Reise jedoch ziemlich Bauchschmerzen.
Im Verlaufe unserer Arbeit mit der Lamarkjj Biene gab es immer wieder ein Auf und Ab in der von uns gepflegten lamarkjj Population. Wir führten diese Schwankungen auf einen natürlichen Selektionsprozess zurück. Da diese Bienenrasse bei ägyptischen Imkern wenig Ansehen genießt sind die vorhandenen Bienenvölker oft in einem schlechten Zustand. Zudem erlauben die Nilschlammröhren nur wenige Eingriffe ins Bienenvolk. So mussten wir nach dem Kauf von jeweils 300 Völkern von Abu Sadek oder den Geschwistern in Asiut, beim Umquartieren in die von uns bevorzugten Top Bar Hives feststellen, dass 30% der Nilschlammröhren leer waren, weil die Völker gestorben oder so schwach waren, sodass sie innerhalb der nächsten Wochen eingingen. Weitere 30% waren schwach und nur etwa 20% der Völker waren in einem guten, nachzuchtwürdigen Zustand. So blieben nach der Umhängaktion nur etwa 400 Völker übrig. Durch eine schöne Schwarmstimmung im darauffolgendem Jahr stieg die Population wieder auf 700 Völker an, um im Winter 2017 auf 550 Völker zu sinken.
Diese Schwankungen interpretierten wir so, dass diese Völker nicht überlebensfähig waren und diese Verluste im Rahmen des Selektionsprozesses hinzunehmen sind.
Wie im letzten Blog vom 17.1.2018 erwähnt, waren wir über den neuen Standort in Khaa nicht begeistert, weil intensiv betriebener Gemüseanbau in unmittelbarer Nähe praktiziert wird. Ende Februar 2018 erreichte mich dann die Nachricht von Islam, dass die Völker sehr schwach geworden waren und viele tote Bienen vor den Fluglöchern am Boden lagen. Viele davon hatten ihre Zunge herausgestreckt, was ein sicheres Anzeichen für eine Vergiftung durch Insektizide ist. In der Tat wurden dort blühende Zwiebelkulturen mit Insektiziden gespritzt.
Wir stellten die Bienen schnell auf einen anderen Standort um, konnten aber nicht mehr verhindern, dass innerhalb von 14 Tagen fast 200 Völker starben.
Unsere Populationsgröße sank dadurch auf etwa 300 Bienenvölker.
Diese Verluste deprimierten mich sehr und ich bekam zum ersten Mal überhaupt Zweifel, ob es möglich ist, die Bienenrasse Apis Mell. Lamarkjj vor dem Aussterben zu retten, weil möglicherweise die Population zu klein geworden ist. Zu klein für einen Erhalt und den Ausgleich von Verlusten, aber auch zu klein, vom Gesichtspunkt der genetischen Variabilität aus gesehen.
Mit diesen Zweifeln und dem damit verbundenen unguten Gefühl trat ich meine Reise nach Ägypten an.