Blühende Felder im Spätherbst und Winter?

Kein Nutzen für die Artenvielfalt!

Wer jetzt in der Natur unterwegs ist, wird viel mehr blühende Felder entdecken als etwa im Sommer: Gelb blühende Senffelder, weiße Rübsenfelder oder sogar blaue Felder mit Phazelia. Der Grund für dieses immense Blühen liegt darin, dass die Landwirte Geld bekommen, wenn sie auf ihren Flächen Blühmischungen anbauen. Nach der Haupternte im Spätsommer, wird dann eben was fürs Blühen getan. In der Terminologie der Agrarförderung wird diese Maßnahme als Greening bezeichnet.
Doch was soll das? Natürlich wird durch den Anbau von Zwischenfrüchten die Bodenfruchtbarkeit gefördert, und die Erosion verhindert. Aber für das erklärte Ziel der Agrarförderung: Verbesserung und Erhaltung der Biodiversität- hier insbesondere Insektenleben und Vogelwelt- ist es sinnlos, wenn im Oktober, November oder gar Dezember, die Felder blühen, bis der erste Frost sie dann abfrieren lässt. Um diese Jahreszeit gibt es keine Wildbienen mehr, keine Schmetterlinge und Hummeln, die diese Blumen besuchen könnten. Für die Honigbienen ist das späte Blühen sogar kontraproduktiv, denn sie müssten jetzt eigentlich Winterschlaf halten und keine Brut mehr aufziehen. Stattdessen werden sie durch das unzeitgemäße Nahrungsangebot der blühenden Pflanzen dazu verleitet, erneut Brut aufzuziehen, was ihre Winterruhe und die Überwinterung stört. Zusätzlich wird dadurch die Vermehrung der Varroamilbe gefördert.
Die Agrarförderung des Greenings ist so nicht mehr als eine Alibimaßnahme. Es müsste im Sommer blühen, damit es der Insekten- und Tierwelt nutzt. Darauf muss die Agrarförderung ausgerichtet sein. Das versteht schon der gesunde Menschenverstand.
Generell blüht, trotz einer interessierten öffentlichen Diskussion im Sommer, immer weniger. Das ist sehr frustrierend und ermüdend.
Ich habe daher beschlossen unser Blühprojekt herunterzufahren, auch wenn dieses sehr erfolgreich und schön anzuschauen war. In Küpfendorf hatten wir fast 3 ha Blühmischungen angebaut – ohne diese wären die Bienen hier wahrscheinlich verhungert – obwohl die Landwirtschaft hier nicht so intensiv betrieben wird. Aber Biogas und intensiver Öko Landbau, mit viel Silage, etc. hat aus dem blühenden Dörfchen Küpfendorf einen Ort gemacht, an dem sich kaum noch gut imkern lässt. Das ist traurig, weil hier auch meine Imkerei liegt und ich nun meine Völkerzahl hier reduzieren muss und dafür woanders, z. B. im Schwäbischen Wald gezwungenermaßen mehr Bienenvölker aufstellen werde. Zudem sind durch die Biogas-Konkurrenz die Pachtpreise für Ackerland enorm gestiegen.
Traurig ist zudem das Verhalten der Imker selbst, sodass ich mich frage, wie kann man mit solcherart strukturierten Menschen, die nur auf ihren Eigennutz konzentriert sind, überhaupt Politik machen? So hat ein neu ortsansässiger Imker, statt ein eigenes Blühprojekt zu initiieren, seine Bienen einfach neben unsere Blühflächen gestellt. Kostet ihn ja nichts, den Aufwand hat ja die Imkerei Friedmann. Dass dann meine Bienen weniger Nahrung finden, interessiert nicht.
Ein Imker aus einem Nachbarort, als Bauernsohn selbst Grundbesitzer, hat seine Flächen an Biogasproduzenten – Bauern sind das ja keine mehr – verpachtet. Dort wird nun vorwiegend der für Insekten wertlose und sogar toxische Mais angebaut. Seine Bienen stellt dieser Imker dann aber gerne nach Küpfendorf zu unseren Blühflächen.
Das alles ist sehr ermüdend. So muss ich in meinem Engagement erst mal eine Pause einlegen und überlegen, mit welcher Strategie ich weiterhin agrarpolitisch tätig sein kann und will.
Ich danke den Nutzern auf alle Fälle für das Interesse an unserer Arbeit.

Der Varroa Controller – Folge 1: erste Versuche

Lamarckij-Bienen

Der Varroa Controller

Die Varroafrage ist ja für das Überleben unserer Bienenvölker und den Fortbestand der Imkerei leider immer noch die existentielle Grundfrage.
Wir alle leben mit dem imkerlichen Dilemma, dass wir behandeln müssen, obwohl wir wissen, dass die Bekämpfung der Varroamilbe mit organischen Säuren für die Bienen Stress und oftmals sogar eine starke gesundheitliche Beeinträchtigung bedeutet. Das trifft insbesondere für die Ameisensäure, eigentlich in all ihren unterschiedlichen Applikationsformen zu. Sei es die Schwammtuchmethode oder die Langzeitverdampfung mit dem Nassenheider Verdunster.
Diese letztere Methode haben wir in den letzten 15 Jahren mehr oder weniger erfolgreich praktiziert. Aber unsere Skepsis und ein Gefühl des Unwohlseins wurden immer größer. Einmal, weil Ameisensäure in ihrer Wirksamkeit stark von den äußeren Verhältnissen, wie Temperatur, Regen, etc. abhängt. Zum anderen weil die Schädigungen der Bienenbrut doch immens sind. Gerade ältere Königinnen vertragen die Ameisensäuredämpfe schlecht, was sich in Weiselosigkeit und einer (zu) hohen Anzahl von drohnenbrütigen Völkern manifestierte. Ganz realistisch betrachtet kommt die Ameisensäure einer Brutentnahme nahe: Fast alle offene Brut wird entfernt, und auch verdeckelte Brut nimmt oft genug Schaden.
Diese Kollateralschäden wurden hingenommen, weil sie immer noch erträglicher waren als die Völkerverluste ohne Behandlung.
So interessierte ich mich immer wieder für alternative Methoden, von denen ja viele angepriesen werden. Oft genug allerdings wenig überzeugend. Als Beispiel sei hier die Bienensauna genannt, die in den letzten Jahren ja stark propagiert wurde. Heute hört man nichts mehr davon.
Prinzipiell ist die Wärmebehandlung sicherlich eine sinnvolle Alternative. Das Prinzip ist ja schon seit den 1990-er Jahren bekannt.
In diesem Kontext bin ich im vergangenen Winter auf den hierzulande weitgehend unbekannten „ Varroa Controller„ aufmerksam geworden, den es wie ich feststellen durfte schon seit 10 Jahren am Markt gibt.
Bei dieser Methode der Varroabehandlung wird in einem speziellen Gerät lediglich die vedeckelte Brut behandelt in der sich ja zu jedem Zeitpunkt die meisten Milben befinden. Im Frühjahr sind das 80% der Milben. Die Temperatur ist genau reguliert und auch die Luftfeuchtigkeit genau auf die Notwendigkeiten der Brut abgestimmt.
Die von Bienen freigemachten Brutwaben werden 2 Stunden lang wärmebehandelt und werden dann dem Volk zurückgegeben. Diese Methode hat mich gleich fasziniert und ich habe mir einen  „Varroa Controller„ ausgeliehen.
Dieser wurde dann im Frühjahr 2020 an einem Bienenstand an 12 Völkern getestet.
Brut und Bienen haben das sehr gut vertragen. 20 verdeckelte Brutwaben passen in eine Füllung. Bei mir waren das Anfang April je 4 verdeckelte Brutwaben von insgesamt 5 Völkern. Die Zeit während die Behandlung läuft kann man gut für die Arbeiten am Stand (z.B. Frühjahrsrevision) nutzen.
Der Strom für den „ Varroa Controller „ wird am Stand durch ein Stromaggregat erzeugt.
Nun bin ich auf den Spätsommerbehandlung gespannt, und darauf wieviele Milben sich in den behandelten, sowie den Kontrollvölkern am gleichen Stand entwickeln konnten. Beides soll durch die Puderzuckermethode eruiert werden.
Dann folgt eine weitere Wärmebehandlung. Natürlich werde ich vor der Sommerbehandlung die Brut mittels Bannwabe reduzieren, sodass ich zwei Brutwaben pro Volk zu behandeln haben und mit einem Durchgang somit die Brut von 10 Völkern behandeln kann.

Prinzipiell haben mir die Überlegungen zum Varroa Controller- bienenschonende Wärmebehandlung, sowie die praktische Anwendung gut gefallen. Die Völker haben das sehr gut vertragen.
Wichtig erschien mir folgender Gedanke: Der Imker gewinnt viel Freiheit zurück!
Was meine ich damit?
Prinzipiell behandeln wir zum falschen Zeitpunkt. Wir rennen mit den Sommer- und Herbstbehandlungen immer der Varroamilbe hinterher. Weil wir im Frühjahr zur ansteigenden Entwicklung keine Säuren mehr einsetzen dürfen. Es besteht sonst die Gefahr von Rückständen im Honig.
Durch den Varro Controller erhalte ich die Möglichkeit, im Frühjahr zu behandeln und den kritischen Punkt im Spätsommer, wenn die Bienenzahl und die Brutmenge sinken, die Milbenzahl aber massiv ansteigt, bis weit nach Trachtende hinauszuschieben. Der Wettlauf zwischen Imker und Varromilbe, bei dem oft genug jeder Tag zählt, gehört dann der Vergangenheit an. Die Völker gehen mit wenig Milben in den Sommer und alle gewinnen Zeit!!. Das ist ganz wichtig! Nicht die Varroa dominiert unser Denken und Handeln, sondern wir erhalten Autonomie zurück.

Setzt z.B. eine späte Tannentracht ein, steht der Imker wieder vor einem Dilemma. Soll er vorher behandeln, mit dem Risiko der Honigbelastung, oder den Honig mitnehmen und den Tod seiner Völker riskieren. Hier wäre der Einsatz des Varroa Controllers eine wunderbar entspannende Alternative.

Ethisch gesehen problematisch finde ich sowohl das Drohnenbrutschneiden, als auch die Brutentnahme im Spätsommer.
Genauso muss die Brut im Spätsommer , wie bei der Brutentnahme, nicht abgetötet werden. Genauso problematisch finde ich auch sogenannte „ Brutscheunen“ in die die entnommenen Brutwaben eingehängt werden und die Jungbienen schlüpfen dürfen. Oft genug sind diese sehr stark varroabelastet und die daraus hervorgehenden Jungbienen nur kurzlebig.

Der Nachteile beim „ Varro controller“ ist sicherlich der benötigte Zeitaufwand. Aber im Vergleich zur mehrfachen Behandlung mit Säuren ist das durchaus gerechtfertigt und unter dem Strich sogar weniger Zeit pro Volk. Zudem betreibt man dann eine chemiefreie Imkerei! Das macht dem Imker ein gutes Gefühl, den Bienen geht es gut und das kann sicherlich marketingmäßig ein gutes Argument für den Honigverkauf sein.

Nachdem ich mich mit dem „ Varroa Controller“ beschäftigt hatte, wunderte es mich schon, dass, obwohl die Imker prinzipiell sehr neugierig und interessiert sind, nur wenige , mit denen ich darüber sprach, dieses Gerät kannten.
Gerade für Vereine wäre das eine gute Anschaffung, die man dann an die Mitglieder ausleihen könnte.

Über den weiteren Verlauf meiner Versuche werde ich im August informieren. Ich bin gespannt.

Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche:

Auf das Saatgut kommt es an!

Viele Blühmischungen halten aber nicht was sie versprechen. Die Felder sehen zwar schön aus, sind aber totenstill, weil nur wenige Insekten zu Besuch kommen. Die Blüten sind nicht attraktiv: Blühfläche ist eben nicht gleich Blühfläche!

Wir säten Saatgut der Fa Rieger und Hofmann, Blaufelden, aus, und erlebten fast jede Woche ein neues Wunder und eine Überraschung. Die Blühmischungen waren sehr gut durchkomponiert und veränderten ihren Charakter und ihr Bild von Woche zu Woche. Mal dominierte das Blau der Kornblumen, danach bestimmten Ringelblumen das Erscheinungsbild, später im Jahr dann Schafgarben, etc.
Meine Spaziergänge mit meinem Hund Elvis waren immer wieder eine große Freude.
Die Felder lebten optisch, akustisch, welch ein fröhliches Brummen und Summen. Aber auch der Duft veränderte sich immer wieder. Ein Paradies für Honigbienen und ihre Freunde unter den Insekten.

2020 werden wir dieses Projekt fortsetzen und wachsen. Wir bringen 120000 m² zum Blühen. Darauf freue ich mich schon jetzt.

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Blüh-fläche ist nicht gleich Blühfläche